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USA, SPD, Lieferkette, Religion, Keynes vs. Hayek

Jedes Wochenende empfiehlt der Weekender fünf Vertiefungen zu wirtschaftspolitisch interessanten wie relevanten Themen.

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Karen Horn spricht mit … – „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“ bringt seit mehr als zwei Jahrzehnten ökonomische Erkenntnis einer breiteren deutschsprachigen Öffentlichkeit nahe. Wobei: Die Öffentlichkeit dürfte nicht allzu breit sein, da die meisten Inhalte nicht nur hinter einer Paywall liegen, sondern diese auch nicht leicht überwindbar ist, weil es auf der Website des Publishers de Gruyter keine einfache Möglichkeit gibt, Ausgaben der Fachzeitschrift oder einzelne Artikel zu erwerben. Wenige einzelne Inhalte sind aber frei zugänglich. So auch regelmäßig die schönen Interviews, die Mitherausgeberin Karen Horn mit bekannten Ökonomen führt. In der neuesten Ausgabe ist dies Michael Christopher Burda. Horn hat mit Burda über dessen Geburtsland, die USA, gesprochen – mit zahlreichen erhellenden Erkenntnissen. Eine davon: Die Mängel im amerikanischen Bildungssystem haben wesentlich mit dem Rassismus in den USA zu tun. Demnach hätten die Weißen nach dem Bürgerkrieg Angst vor der aufsteigenden neuen ökonomischen Macht der Schwarzen gehabt und deshalb Institutionen so eingesetzt, dass die Schwarzen klein gehalten worden seien. Ein Mittel der Repression sei gewesen, den Kindern der Schwarzen auf schlechten öffentlich finanzierten lokalen Schulen wenig Bildung zu vermitteln. Übrigens: Dass das Interview nicht nur lesenswert ist, ist dem Fotografen Matthias Lüdecke zu verdanken. 

🔖 Michael Burda: „Es wird ein risikoreiches Jahr“


Auch lesenswert: der Entwurf des Wahlprogramms der SPD, den die Parteivorsitzenden Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans und Kanzlerkandidat Olaf Scholz diese Woche vorgestellt haben. Denn nach der Lektüre ist endgültig klar, was vorher kaum noch bezweifelt werden konnte: Die SPD kehrt endgültig der Agenda 2010 den Rücken. „Jede Zeit braucht ihre Antworten. Die Agenda 2010 hat keine Antworten auf die heutigen Herausforderungen. Dazu bedarf es neuer Ideen und Konzepte“, erklärt Matthias Machnig, langjähriger SPD-Staatssekretär, Landesminister und Koordinator von Bundestagswahlkämpfen, den finalen Umschwung. Mit der Wiedereinführung der Vermögen- und Erbschaftsteuer, einem Mietenmoratorium und einem Mindestlohn von 12 Euro versucht sich die SPD an einem Weg, um auch nach der nächsten Bundestagswahl Teil der Regierung zu bleiben. Diese Machtoption gibt es vorzugsweise mit Grünen und Linken. Politikökonomisch macht der Linksruck der SPD also Sinn.

🔖 Ricarda Breyton, Nikolaus Doll: Linke Klientelpolitik oder Volkspartei? Das riskante Spiel der SPD


Kann man Unternehmen für Fehlverhalten anderer Unternehmen haftbar machen? Kann man, sagt das Bundeskabinett und hat diese Woche das sogenannte Lieferkettengesetz verabschiedet. Beim Ringen um die Ausgestaltung haben sich vor allem Entwicklungsminister Gerd Müller und Arbeitsminister Hubertus Heil durchgesetzt. Heike Göbel von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung glaubt, dass darunter jene am meisten leiden werden, denen vorgeblich mit dem Gesetz geholfen werden soll.  

🔖 Heike Göbel: Lieferkettengesetz wirklich so fortschrittlich?


Wie hat die Religion die Wirtschaftsgeschichte geprägt? Und umgekehrt: Welchen Einfluss haben Wirtschaft und technischer Fortschritt auf die Religion? Diesen Fragen widmen sich Sascha O. Becker, Professor für Volkswirtschaftslehre in Melbourne, Jared Rubin, Professor an der Chapman-Universität in Kalifornien, und Ludger Wößmann, Professor in München und Direktor am ifo Institut. Aus dem rasch wachsenden Forschungsfeld zu Religion und Wirtschaftsgeschichte lassen sich, so die Ökonomen, drei grundsätzliche Schlussfolgerungen ziehen: 1) Der monotheistische Charakter der großen abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) erleichtert, dass Religion eng mit politischer Macht und politischen Konflikten verknüpft wird. 2) Bildung hat eine führende Rolle im Zusammenhang zwischen Religion und Wirtschaftsgeschichte: In vielen Gesellschaften förderten oder verhinderten religiöse Normen die Ausbreitung von Alphabetisierung und Massenbildung. 3) Umgekehrt gibt es viele empirische Belege für wirtschaftlichen Einfluss auf die Entwicklung von Religion, etwa durch Handelsrouten, technische Entwicklungen, Wettbewerb und Bildungsexpansion. Ein Überblickspaper haben Becker, Rubin und Wößmann bereits im Sommer veröffentlicht, ein knappe Zusammenfassung gab es diese Woche in der FAZ.

🔖 Ludger Wößmann, Sascha Becker, Jared Rubin: Wie Religion die Wirtschaftsgeschichte prägte


Wie kommen wir nach der Pandemie zurück zu einer prosperierenden Wirtschaft? Mit viel schuldenfinanziertem Staatsgeld oder Anreizen für Menschen und Unternehmen, etwa in Form von niedrigen Steuern? Die Debatte ist nicht neu. Die zwei historisch betrachtet prominentesten Protagonisten in dieser Diskussion waren sicherlich John Maynard Keynes und Friedrich August von Hayek. Die jeweiligen Argumente wurden vor ziemlich genau zehn Jahren in ein wundervolles Rap-Video gepackt. Es hat wenig von seiner Aktualität verloren. Deshalb – quasi zum Jubiläum – bringen wir es an dieser Stelle gerne in Erinnerung.

 🔖 Fight of the Century: Keynes vs. Hayek


Gute Kommentare, interessante Hintergründe – jeden Freitag präsentieren wir (Link zum Archiv) fünf Vertiefungen zu den wirtschaftspolitisch interessantesten und relevantesten Themen der Woche. > Newsletter-Anmeldung


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