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Kampf gegen die weltweite Schnitzeljagd

Die Plünderung der WeltMichael Maier: Die Plünderung der Welt – wie die Finanz-Eliten unsere Enteignung planen, Finanzbuchverlag, München 2014 Der Staat pumpt unaufhörlich Geld in den Markt. Doch dieses Geld ist kaum etwas wert, weil ihm keine Leistung und kein Wert entsprechen – und so wird bald die Jagd auf die realen Werte folgen. Um der möglichen Plünderung der Welt zu entkommen, rechnet Michael Maier mit der Finanzwelt und den Politikern ab. Er verlangt mehr Preisstabilität, mehr soziales Unternehmertum und mehr Mitspracherecht für die Bürger – ein unterhaltsam und frech geschriebenes Buch mit guten, aber wohl nicht immer realistischen Lösungsvorschlägen.

Karte und Kompass in einer Welt der Hyperglobalisierung, der Endlos-Verschuldung und Plünderung will Michael Maiers Buch sein. Mit ungedecktem Papiergeld bringe der Staat „Falschgeld“ in Umlauf – Geld ohne Gegenwert: „Wenn dieses Falschgeldsystem an sein Ende kommt, beginnt die weltweite Schnitzeljagd auf die realen Werte“, fürchtet der Autor. Michael Mayer, Wirtschaftsjournalist des Jahres 2013 und Herausgeber der Deutschen Wirtschafts-Nachrichten, bietet auf rund 240 Seiten eine ebenso unterhaltsame wie freche Abrechnung mit der kleinen Gruppe der Finanzjongleure, Investoren und machtversessenen Politiker. Noch nie habe es eine derartige Umverteilung von der Mehrheit der hart arbeitenden Menschen zu einer ganz kleinen Finanz-Elite gegeben, meint Maier. Eine neue Feudalherrschaft sei entstanden, die aus freien Bürgern globale Untertanen gemacht habe.
Maier zitiert den Schweizer Physiker James B. Glattfelder, der in einer Studie die Machtverhältnisse der Finanzwelt auf eine dramatische Formel gebracht hat: Eine Gruppe von nur 0,123 Prozent der Eigentümer von 43.000  internationalen Konzernen kontrolliert 80 Prozent des Wertes dieser Konzerne – es sind in diesem Forschungsfall fast ausschließlich die großen Banken und Finanzinstitutionen der USA und in Großbritannien.

Die Billionen-Schuldenbombe explodiert
Um der Plünderung der Welt zu entkommen, warnt Maier in seinem Buch unaufhörlich vor dem unkontrollierten Gelddrucken durch den Staat. Die drohende große Plünderung sei die logische Folge der Globalisierung der Schulden – der „Billionen-Schuldenbombe“, wie der Ökonom Daniel Stelter sie nennt. „Wir sitzen nämlich auf einem gefährlichen Pulverfass, auf einem gigantischen Berg von uneinlösbaren Versprechen“, schreibt Maier. Zu „verdanken“ sei die Situation vor allem der vermeintlichen Fürsorge jener Regierungen und Organisationen, „deren Aufgabe es gewesen wäre, Rahmenbedingungen für Freiheit, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung der Völker zu schaffen.“ Doch das hätten sie eben nicht getan. Stattdessen zogen sie es vor, schreibt Maier, sich ihren politischen Erfolg mit Schulden zu erkaufen.

Unternehmen auf Road-Show beim Bürger
Auch wenn der Autor betont, dass es ihm nicht „um die Schuldzuweisung an einzelne Gruppen“ geht, teilt er ordentlich aus. Doch seine Kritik bleibt stets konstruktiv – und kulminiert in eigenen Verbesserungsvorschlägen. Vier Beispiele. Erstens: Damit der Staat als Vertreter der Bürger wieder zum Vorschein kommt, fordert Maier mehr Mitsprache für die Bürger – durch mehr Bürgerbegehren und Volksentscheide. So sollten beispielsweise bei wirtschaftlichen Gütern wie Wasser, Energie, Bildung oder Gesundheit die Bürger einbezogen werden: „Wenn sich bei einer Privatisierung die Frage stellt, wer als Versorger einen Auftrag bekommen soll, wird den Unternehmen nicht schaden, wenn sie eine Road-Show beim Bürger machen müssen“, meint Maier. Die Unternehmen würden so gezwungen, die versprochene Qualität zum vereinbarten Preis zu liefern. Der Staat würde entlastet. Die Bürger behielten die Kontrolle über lebenswichtige Güter in ihrem Staat, ihrem Land oder ihrer Kommune – ein Vorschlag, der bei der jungen Generation heute bereits gelebt wird: Partizipiertes Unternehmertum ist bei den vielen jungen Social Entrepreneurships Normalität.

Watchdog für Abgeordnete
Zweitens: Damit die Parlamentarier nicht immer fraktionsloyal und damit machtorientiert, sondern frei nach ihrem Gewissen entscheiden können, schlägt Mayer einen „Watchdog“ vor – eine Art „Ombudsmann der Gewissensfreiheit für Abgeordnete“.

Drittens: Steuerverschwendung durch den Staat müsse aufgedeckt und endlich strafrechtlich verfolgt werden. Viertens: Die Zentralbanken nach heutigem Modell sollten abgeschafft und nach dem Vorbild der alten Bundesbank wieder aufgestellt werden: Zur Festsetzung der Leitzinsen müsse eine solche, ausschließlich der Preisstabilität verpflichtete, unabhängig Notenbank mit stark verbesserter Computertechnologie ausgerüstet werden. Denn mit einer solchen Technik ist es möglich, „alle Zinsentwicklungen bei freien, jedoch haftenden Banken zu realistischen Durchschnittswerten zusammenzuführen“, glaubt Maier. Auch ein Modell „free banking“ kann sich Maier vorstellen: „Banken können machen, was sie wollen – doch ihre Eigentümer haften zu 100 Prozent mit ihrem Vermögen.“

Mit seinen Vorschlägen wirkt Maier ein wenig wie ein Romantiker im Rebellenkostüm. Das ist mehr sympathisch als kitschig. Für ihn geht es in erster Linie um Fairness. Letztlich kann eine global arbeitsteilige Gesellschaft für ihn nur dann funktionieren, „wenn jeder fair handelt, wenn jeder auf seinen persönlichen Vorteil verzichtet, den er nur erringt, indem er andere hintergeht“.